„Ridiculous“ und „brain-dead ruling“. Coinpoker Community Manager Alex Todd fand wenig nette Worte bezüglich einer Preisgeldentscheidung beim CAPT Seefeld Main Event. Wir haben mit Thomas Lamatsch, Poker Expert der Casinos Austria, über die Entscheidung und die dazugehörigen Regelungen gesprochen.
Die Situation:
Es sind noch 14 Spieler beim € 2.000 CAPT Main Event übrig, alle haben € 6.700 sicher. Platz 13 zahlt dann bereits € 8.200. Zwei Floorleute waren an den Tischen, einer zwischen den beiden Tischen positioniert. An Tisch 1 ging Özkan Soysal auf Raise und Call all-in. In diesem Moment ließ die Freundin von Alex Todd ihn lautstark wissen, „dass ein Spieler all-in ist“. Erst als Özkan ausgeschieden war, ging auch Alex mit seiner Hand all-in und schied aus. Im anschließenden Social Media Posting wird die Situation zu Gunsten von Alex beschrieben, dass er noch keine Karten gehabt hätte.
Die Entscheidung:
Von der Turnierleitung wird entschieden, dass es dieselbe Hand war und deshalb das Preisgeld der beiden Plätze geteilt wird. Alex Todd war sichtlich not amused und nach einigen Diskussionen im Casino machte er seinem Unmut auch online Luft. Fortgesetzt wurde die Diskussion am nächsten Tag durch Leo Worthington-Leese, der ohne Rücksicht auf die Spieler an den beiden Tischen, ebenfalls sehr lautstark seine Meinung kundtat und erst nach mehrfachem Hinweis, er möge sich bitte an Thomas Lamatsch als Pokerverantwortlichen wenden, die Diskussion beendete.
Die Argumente von Todd und Leo: „Sie spielen überall auf der Welt, sie haben xxx Preisgeld gewonnen.“ Aber auch „Das ist doch normal, dass man bei einem Payjump das eigen All-in verzögert“. Für die Entscheidung des Pokerteams der Casinos Austria fanden die beiden wenig charmante Worte wie eben „brain-dead ruling“.
Die Begründung:
Thomas Lamatsch ist ein renommierter Tournament Direktor, der viele Jahre bei der EPT, WPT oder auch zahlreichen anderen internationalen Großevents gearbeitet hat, ehe er 2021 zu Casinos Austria kam. Nach wie vor hat er regen Austausch mit seinen internationalen Kollegen. Er begründet die Entscheidung wie folgt:
Die Entscheidung der Turnierleitung war korrekt und das basierend auf mehreren Faktoren. Laut mehreren Aussagen, Turnierleitung (die zwischen beiden Tischen stand) und teilnehmenden Spielern geschahen beide All-in in derselben Hand. Die Turnierleitung hat die Aufgabe, das Spieltempo an beiden Tischen zu beobachten und notfalls einzugreifen, falls ein Tisch wesentlich schneller spielt. Wir nennen dies oft „Soft Hand for Hand“.
Der zweite wichtige Faktor war, dass der betroffene Spieler Alex Todd fast seinen gesamten Stack setzte und nur einen Chip behielt, was „Virtual All-in“ genannt wird. Diese Art des Setzens ist seit ein paar Jahren groß in Mode gekommen und dadurch kann sich der Spieler einen Vorteil verschaffen, da er mit seiner finalen Entscheidung wartet, ob es einem Payjump gibt, ob jemand ausgeschieden ist, ob und wie viele Spieler all-in gegangen sind. International, zum Beispiel bei der EPT, wird dies so entschieden, dass dem Spieler nur 30 Sekunden Zeit gegeben wird, eine finale Entscheidung zu treffen, um so zu vermeiden, dass er sich einen Vorteil verschaffen kann. Diese 30 Sekunden Regelung ist bei uns (Casinos Austria) noch nicht eingeführt, doch werde ich darüber nachdenken.
Der letzte Entscheidungsfaktor war, dass eben Alex‘ Freundin gerufen hat, dass am anderen Tisch jemand all-in ist und genau das hat er ausgenutzt, um zu warten, dass der Spieler ausscheidet, um danach den verbliebenen Jeton zu setzen.
Es war eine richtige Entscheidung, besonders im Sinne des Spiels und der Fairness.
Spielverzögerungen und einen Chip zurückhalten werden leider immer häufiger zum Bestandteil des Spiels. Schon die Einführung der Shot Clock bei vielen Turnieren ist eine Reaktion darauf – Regelungen wie das Virtual All-in werden ebenfalls Standard werden, um genau solche Situationen zu vermeiden.
Die TDA Rules empfehlen folgendes:
RP-19: Reducing Stalling
The house should clearly announce intention to reduce stalling so that players understand timely play is expected. It’s recommended that each house establish creative methods for reducing stalling. Some methods successfully used by TDA member houses include:
Random table breaks instead of table draws, using fixed # of hands per level, going orbit for orbit, soft hand for hand, and adding a shot clock