Poker – Die Geschichte eines Kartenspiels

Heutzutage wird Poker weltweit gespielt und wird dank der zahlreichen TV-Übertragungen nicht mehr mit zwielichtigen Hinterzimmern in Verbindung gebracht. Die Geburtsstunde von Poker kann nicht genau datiert werden, doch das Spiel ist Anfang des 19. Jahrhunderts entstanden.

Die ersten Pokerpartien sollen in New Orleans gespielt worden sein. Grundlage für das Spiel waren das englische Brag (20 Karten) und das französische Poque (52 Karten), das im deutschen Sprachraum auch als Poch oder Pochen bekannt ist.

Jonathan Green (Exposure of the Arts and Miseries of Gambling, 1843) und Joe Cowell (Thirty Years Passed Among the Players in England and America, 1844) berichteten von einer Pokerversion, bei der ein 20-Karten-Deck komplett unter vier Spielern aufgeteilt wurde. Es gab keinen Draw, und ein Vierling war die höchste Kombination.

Einige Historiker glauben, dass das persische As-Nas ebenfalls Einfluss auf die Entwicklung genommen haben könnte. Von New Orleans aus soll sich das Spiel schnell verbreitet haben und ein populäres Spiel in den sogenannten Riverboat-Casinos gewesen sein.

In den ersten Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts entwickelte sich die noch heute verwendete Pokerreihenfolge, und es wurde auf das 52-Karten-Deck umgestellt. Während des amerikanischen Bürgerkriegs (1861–1865) entstand aus 5-Card Draw eine neue Pokervariante mit dem Namen 5-Card Stud.

Hier liegen drei Karten jedes Spielers offen. Zwar gibt es keine Tauschrunden, doch durch die zusätzlichen Bietrunden entstand eine besondere Dynamik. Aus 5-Card Stud entwickelte sich 7-Card Stud, was dem Spiel zusätzlichen Anreiz verlieh. Aus Stud Poker entstand letztendlich Texas Hold’em.

Da jeder Spieler nur zwei Karten erhält, konnten mehr Leute an einer Partie teilnehmen. Der genaue Zeitpunkt der Entstehung ist unbekannt, doch das texanische Parlament nennt Robstown als Geburtsort von Texas Hold’em. Die erste Hand soll Anfang des 20. Jahrhunderts gespielt worden sein.

Die Entwicklung zum Turnierspiel

Zur Jahrhundertwende wurden zudem Lowball und Split-Pot eingeführt. Zu dieser Zeit galt Poker noch als ein Spiel, von dem man sich besser fernhielt. Die Einsätze waren meist zu hoch – zumindest für anständige Menschen. Gespielt wurde in Bars und Clubs. Einen Einblick in diese Zeit bietet Herbert Yardley (The Education of a Poker Player, 1957).

In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde Poker in den USA immer beliebter. Zwar gab es weiterhin zwielichtige Partien, bei denen um große Summen gespielt wurde, doch immer mehr Menschen trafen sich zu einer Runde unter Freunden.

Die erste Pokerpartie, die auch von der Öffentlichkeit wahrgenommen wurde, war das Heads-up-Match zwischen Johnny Moss und Nicholas „Nick the Greek“ Dandolos, das im Jahr 1949 ausgetragen wurde.

Organisator war Benny Binion. Der Casinobesitzer kam 1946 nach Las Vegas und hatte einige revolutionäre Ideen im Gepäck. Binion erkannte, dass Casinobesucher unterhalten werden wollten.

Das Duell zwischen Dandolos und Moss war zwar nicht als Showmatch geplant. Binion hoffte lediglich, dass der Gewinner das erspielte Geld an den Casinotischen liegen lassen würde. Doch als sich am Pokertisch täglich eine Zuschauertraube bildete, realisierte Benny Binion das Potenzial.

Es sollte jedoch noch eine ganze Weile dauern, bis Binion den nächsten Schritt machte. Genau genommen war es Tom Moore, der im benachbarten Reno das Holiday Casino leitete. Moore veranstaltete 1968 die erste Annual Gaming Fraternity Convention. Der Auftakt verlief wenig erfolgreich, doch im Folgejahr gewann das Event an Zulauf.

Die genauen Details sind nicht vollständig überliefert. Heutzutage wird dem Event von 1969 auch der Name Texas Gamblers Reunion zugeschrieben. Der Sieger war Crandell Addington, wobei angemerkt werden muss, dass damals nur eine Woche lang Cash Games gespielt wurden und Addington am Ende das meiste Geld gewonnen hatte.

Start der WSOP

Benny Binion war als Teilnehmer vor Ort. Nachdem Tom Moore kein Interesse gezeigt hatte, die Veranstaltung fortzusetzen, übernahm Binion das Konzept und veranstaltete im Folgejahr die erste World Series of Poker (WSOP).

Das Freeze-out-Format wurde allerdings erst 1971 bei der WSOP eingeführt. Puggy Pearson wird die Erfindung des Pokerturniers zugeschrieben. Dieser soll bereits Anfang der 1950er-Jahre auf die Idee gekommen sein, dass jeder Spieler gleich viele Chips erhält und regelmäßig die Blinds erhöht werden.

Die Idee von Puggy Pearson soll über Nick the Greek zu Benny Binion gelangt sein. Amarillo Slim Preston soll letztendlich vorgeschlagen haben, das Turnierformat bei der WSOP zu testen.

Wie sich Poker weiterentwickelt hat, erfährst du in den Artikeln „Die Geschichte der WSOP“ und „Die Geschichte von Online-Poker“. Das Buch Godfather of Poker (Doyle Brunson und Mike Cochran, 2009) ist eine absolute Pflichtlektüre für alle, die noch tiefer in die Materie eintauchen möchten.

Poker-Geschichte FAQ

Wie ist Poker entstanden?

Poker hat seine Ursprünge in New Orleans, wo Anfang des 19. Jahrhunderts Einwanderer das englische Kartenspiel Brag und das französische Poque miteinander kombinierten. Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurden die heutigen Regeln von Poker entwickelt und angepasst.

Wie alt ist Poker?

Poker wird seit etwa 200 Jahren gespielt. Ein genaues Datum lässt sich nicht festlegen. Bekannt ist, dass Mitte des 19. Jahrhunderts die Variante des 5-Card Draw, wie wir sie heute kennen, bereits gespielt wurde.

Woher kommt das Wort „Pokern“?

Das Wort leitet sich von Poque, einem französischen Kartenspiel, ab. In Deutschland ist das Spiel als Pochen bekannt. Da in den USA vorwiegend Englisch gesprochen wurde, wandelte sich der Name zu Poker.

Was war das erste Pokerspiel?

Das erste weit verbreitete Pokerspiel war 5-Card Draw, das stark von den Spielen Brag und Poque beeinflusst wurde. Es folgten 5-Card Stud und 7-Card Stud. Texas Hold’em trat als Nachfolger von 7-Card Stud auf.

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