Cash Games oder Turniere spielen? Was ist Dein Lieblingspokerformat? Viele Spieler haben eine klare Meinung, andere spielen beides. Aber wenn es darum geht, was das Haus und die Regierung bevorzugen, ist auch das nicht so klar. Turniere ermöglichen es den Veranstaltern, hohe Rakes zu verlangen, und die Steuerbehörden können sehr genau nachverfolgen, wer mit welchen Gewinnen davongegangen ist. Andererseits sind Casinos immer daran interessiert, lukrative Cash Games zu veranstalten, um eine ganz andere Art von Kunden und Geldmitteln anzulocken. Eines ist sicher: Die Spieler stehen von allen Seiten unter Beschuss und es lohnt sich, genau zu überlegen, wo das Geld versickert.
In den USA sind Glücksspielgewinne voll steuerpflichtig und man muss das Einkommen in der Steuererklärung angeben. Zu den Glücksspieleinkünften gehören unter anderem Gewinne aus Lotterien, Verlosungen, Pferderennen und Casinospielen. Dazu gehören Bargewinne und der Marktwert von Preisen wie Autos und Reisen. In Las Vegas zahlen Spieler Steuern auf jeden Casinogewinn, der höher als 599 USD ist. Das gilt für jedes Spiel und sogar für Boni und Jackpots. Aus diesem Grund sind die meisten High-Hand-Boni in der Stadt auf 599 USD begrenzt. Ich habe vor kurzem 1000 USD gewonnen, weil ich ein Paar in der Hand hatte und beim Flop Vierlinge bekam. Einfach verdientes Geld, oder? Nur dass 90 Minuten und 3 IRS-Formulare später der Croupier mit 700 USD und einem breiten Grinsen auftauchte und ein Trinkgeld erwartete. Wenn ein Gewinn diesen Betrag von 599 USD übersteigt, ohne dass man eine ITIN-Nummer (US-Steueridentifikationsnummer) besitzt, wird eine Pauschalsteuer von 30 % an die US-Regierung fällig. Das ist das wirklich einfachste Geld in der Geschichte! 🙂 Dieser Betrag wird direkt von der Auszahlung durch den Kassierer abgezogen. Als Ausländer ist es durchaus möglich, eine ITIN-Nummer zu erhalten. Es ist nur der klassische Verwaltungsdschungel, den man durchqueren muss, da man ein US-Dokument mit Begründungen der Steuerverwaltung des Heimatlandes beantragt.
Einige Länder besteuern Casinospiele nicht oder weniger als die US-Pauschalsteuer von 30 % und haben Steuerabkommen zur Vermeidung der Doppelbesteuerung mit den USA. Wenn dies der Fall ist, ist es definitiv eine gute Idee, eine ITIN-Nummer in den USA zu beantragen. In einigen haarsträubenden Fällen scheint die Glücksspielsteuer im Heimatland so hoch zu sein, dass es sinnvoller ist, auf die Pauschalsteuer von 30 % an die US-Behörden zu verzichten und die Gewinne im Heimatland nie zu erwähnen. Vorausschauendes Planen kann einen großen Unterschied für das Endergebnis der Spieler ausmachen, insbesondere für Turnierspieler, die potenziell große, lebensverändernde Gewinne erzielen können. In der Vergangenheit halfen die Casinos in Las Vegas Ausländern aktiv dabei, eine ITIN-Nummer zu erhalten. Einige hatten sogar spezielle Büros dafür auf ihrem Gelände. Diese Zeiten sind vorbei und Spieler müssen sich direkt an Regierungsbeamte wenden und sich in die Schlange stellen, um eine ITIN-Nummer zu beantragen. Das Verfahren ist einfach, aber ohne die Unterstützung eines Casinobüros kann es in einigen Fällen Wochen oder Monate dauern.
Auch in Bezug auf den Rake sind die USA ein völlig anderes Pflaster als Europa. Zunächst einmal sind sowohl Spieler als auch Häuser offener für alle möglichen Vereinbarungen. Rake ist nicht unbedingt Geld, das aus dem Pot genommen wird und das Spiel bei jeder Hand verlangsamt. In einigen Clubs sind die Partien rakefrei und die Spieler mieten ihren Stuhl pro Stunde, nachdem sie eine Mitgliedskarte gekauft haben. Im Allgemeinen wird in den USA alles daran gesetzt, die Spiele zu beschleunigen. Während man in europäischen Ländern regelmäßig auf den gemütlichen und mürrischen Dealer trifft, ändert sich die Stimmung in den USA grundlegend. Zunächst einmal ist es völlig normal, alt zu sein und trotzdem zu arbeiten, ohne dass die Sozialversicherung einen Ruhestand garantiert. Dann gibt es die Tatsache, dass alle Dealer (wie die Kellner) ein sehr niedriges Grundgehalt haben und im Grunde von Trinkgeldern leben. Ich sage nicht, dass das richtig oder falsch ist. Ich sage, dass es gut ist, sich dessen bewusst zu sein, weil es klar erklärt, warum der Service in den USA im Allgemeinen so viel besser ist. Es ist üblich, fast schon ein Muss, dass der Gewinner einer Hand dem Dealer ein oder zwei Big Blinds als Trinkgeld gibt. Dasselbe gilt für Kellnerinnen, wenn sie die Freigetränke bringen.
Die Rake-Strukturen in Vegas sind erstaunlich einfach und man merkt, dass alles getan wird, um das Spieltempo hoch zu halten. Außerdem haben alle Kasinos niedrige Obergrenzen (5 USD sind an Tischen mit niedrigen Einsätzen in ganz Vegas üblich). Das ist 3-4 Mal weniger als an den meisten europäischen Live-Cash-Game-Tischen. Zusätzlich zum effektiven Service, den kostenlosen Getränken und den schnellen Dealern, als Sahnehäubchen, zahlen alle Pokerräume einen Rake-Back-Bonus von 1-3 USD pro Stunde an treue Spieler.
Ein weiterer Aspekt ist, dass die Partien in den USA in der Regel viel attraktiver sind. Das beginnt schon damit, dass Poker kulturell viel stärker in Familienumgebungen präsent ist, sodass viele Spieler schon in jungen Jahren mit Spielkarten in Berührung kommen und möglicherweise viel Erfahrung (und schlechte Spielgewohnheiten) sammeln, lange bevor sie überhaupt einen Fuß in ein Casino setzen. Außerdem ist die US-Wirtschaft völlig anders strukturiert. Der Staat übernimmt nicht so viele Aufgaben wie in Europa und die Menschen erhalten in der Regel Bruttobeträge für ihre Arbeit. Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, sich um Dinge wie die soziale Sicherheit und die medizinische Versorgung im Alter zu kümmern. Da Menschen nun einmal Menschen sind, gehen nicht alle verantwortungsvoll mit Geld um, und ein beträchtlicher Teil des Bruttogehalts landet möglicherweise auf dem Pokertisch. Auch die sozialen Ungleichheiten sind in den USA viel ausgeprägter. Dies führt zu großen Einkommensunterschieden, und es ist relativ üblich, ein Bruttoeinkommen von über 200.000 USD pro Jahr zu erzielen. Das bedeutet, dass viel mehr Menschen viel mehr Geld zum Spielen zur Verfügung haben als in Europa. Und schließlich haben 1000 EUR in Europa eine viel größere Kaufkraft als 1000 USD in den USA, obwohl der Wechselkurs bei fast 1 liegt.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Rake in Europa in der Regel viel höher ist, der Service nicht so gut ist, Getränke fast nie inbegriffen sind und wenn doch, dann in der Regel nur alkoholfreie Getränke. Die Spiele sind aufgrund der wirtschaftlichen Gegebenheiten weniger lukrativ. Man stelle sich vor, man spielt in Vegas gegen einen Typen, der damit angibt, mit seinem Buchhaltungsunternehmen 250.000 Dollar im Jahr zu verdienen, im Vergleich zu einem durchschnittlich verdienenden europäischen Gegner, der Vollzeit für 2.500 Euro im Monat arbeitet. Die Standardpartien sind auf beiden Seiten in Bezug auf die Stack-Größen und Blind-Levels vergleichbar. Die niedrigen Einsätze beginnen auf beiden Kontinenten in der Regel bei 1/3, 2/2 oder 5/5. Meine wichtigste Erkenntnis ist, dass es für beide Spieler offensichtlich nicht gleich schlimm ist, wenn der Flush Draw in einem 1.000-Euro-Pot nicht kommt. Kommt der Flush nach dem dritten Mal noch immer nicht, gibt der Europäer auf. Der Amerikaner lädt in der Regel weiter nach… Infolgedessen sind europäische Poker-Cash-Game-Räume auf Dauer viel schwieriger zu füllen. Die Unterschiede sind auf eine komplizierte Mischung aus Gesetzen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückzuführen, die sich grundlegend unterscheiden, aber auch auf die Bedeutung, die Casinos dem Pokerspiel beimessen. Zahlreiche europäische Pokerräume beweisen immer wieder, dass es möglich ist, Poker-Projekte mit großem Erfolg durchzuführen. Man nehme das King’s Resort oder Newcastles Dusk Till Dawn, um nur die größten zu nennen.
Ich habe keine genaue quantitative Analyse darüber, wie viel Rake ich in jedem europäischen Pokerraum bezahlt habe, aber ich habe das Experiment gemacht, alle meine Ausgaben und Einnahmen während meiner gesamten Zeit als Pokerprofi in Portugal zu verfolgen, und im Vergleich zu meinem „Grinden“ in Vegas bin ich zu dem Schluss gekommen, dass ich nicht auf die gleiche Weise Rake bezahlen und den Dealern Trinkgeld geben konnte. Da ich ein Pokerprofi und somit ein täglicher Gast in den Portugal Rooms war, wollte ich den Dealern Respekt und Dankbarkeit zeigen. Also begann ich, ihnen kleine Geschenke zu kaufen, anstatt ihnen Trinkgeld zu geben (das sie aufgrund der Arbeitsweise vieler europäischer Kasinos ohnehin nicht vollständig erhalten). Natürlich verdienen sie direkt weniger, aber ein garantiertes und oft anständiges Gehalt, das auch eine Altersvorsorge beinhaltet, macht so einiges wieder wett.
Das Gras ist auf der anderen Seite immer grüner, aber die Farbe des Grases sagt nichts über seinen Geruch oder Geschmack aus. Die Lebensbedingungen und -standards unterscheiden sich von Ort zu Ort sehr stark und nur weil ein Pokerspiel lukrativ ist, bedeutet das nicht, dass das Leben in dieser Gegend unbedingt toll ist. Als Spieler ist es wichtig zu wissen und zu verstehen, in welcher Umgebung wir uns bewegen, und entsprechend zu handeln, zu denken oder zu reagieren. Wenn man mich fragt, sollte jemand, der mit Poker Geld verdienen möchte, in Betracht ziehen, jedes Jahr zwei volle Monate in Las Vegas zu verbringen und die weniger profitablen gelegentlichen Gelegenheits-Wochenendspiele in Europa für den Rest des Jahres beiseite zu lassen. Natürlich sind die beruflichen und familiären Verpflichtungen nicht für jeden gleich, und der Spaßfaktor, sich mit Freunden zu treffen und 4-Bets zu ballern, ist auch Teil des Nervenkitzels. Das Wichtigste ist, sich vor Augen zu halten, dass es sich letztendlich um ein Spiel handelt und dass man vor allem Spaß haben sollte. Man sollte immer daran denken, dass das S in POKER für „Spaß“ steht 🙂 Außerdem sind einige Games so soft und splashy, dass sie selbst bei hohen Rake-Strukturen schlagbar bleiben. Regelmäßiges in High-Rake-Umgebungen zu spielen, kann Spieler in ihrer langfristigen Entwicklung benachteiligen, aber in Bezug auf die reine Leistung über eine einzelne Woche oder ein Wochenende ist es vergleichbar mit einem Fußballspiel auf dem Feld bei schlechtem Wetter, bei dem die Spieler nicht ihr bestes Spiel zeigen können. Wenn es regnet, regnet es für alle.
Es gibt viele großartige Apps, um diese Kennzahlen zu verfolgen, aber auch ein einfaches Notizbuch reicht aus, um Trinkgelder, Gebühren und andere unangenehme Ausgaben zu erfassen, von denen die Spieler glauben, dass sie ihrer Gewinnrate schaden. Nach mehr als 10 Jahren als Profi- und Halbprofispieler auf der ganzen Welt habe ich ein gutes Verständnis dafür entwickelt, wie diese zugrunde liegenden Ausgaben und Verluste meine Gesamtleistung beeinträchtigen können, aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass sie sie viel weniger beeinträchtigen als die grenzwertigen Moves, die ich im Laufe der Jahre aus Frustration, Müdigkeit und mangelnder Konzentration gemacht habe, in Momenten, in denen ich mein D-Game gespielt habe, anstatt eine Pause zu machen :-p
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